>>>Anstrichmittel Wände

>>Empfehlenswerte Produkte

>Kalkfarbe/Kalkcasein–Farbe

Wichtigste Bestandteile

Kalk als Bindemittel und evtl. «kalkechte» Pigmente. Mögliche Zusätze wie Leinöl, Kaolin,
Titandioxid oder geringe Mengen von Kunstharzen. Bei Kalkcasein-Farben dient aus Milch
gewonnenes Casein als Binde-und Emulgiermittel.


Eigenschaften

Kalkfarben sind sehr dampfdurchlässig und beeinflussen das Raumklima positiv. Ihre
Verarbeitung ist vergleichsweise zeitaufwändig (Auftrag in mehreren dünnen Schichten).
Der Kalkanstrich ist nicht wisch-, aber wasserfest und kann leicht und oft überarbeitet
werden. Anstrichentfernung: mechanisch. Kalkfarben wirken auf natürliche Weise
desinfizierend.


Anwendungsbereich

Innen- und Aussenbereich. Putz, Mauerwerk, Beton, Holz, Holzwerkstoffe. Auf Raufaser
möglich, aber Haftung nicht optimal. Gut geeignet sind Kalkfarben für Decken und Wände
in Räumen mit häufig wechselnder, erhöhter Luftfeuchtigkeit wie Küchen, Keller, Bäder und
Waschküchen.


Zu beachten

Kalk ist stark alkalisch und ätzend. Bei der Verarbeitung ist daher das Tragen von
Schutzhandschuhen und einer Schutzbrille ratsam. Einatmen von Kalkstaub vermeiden.


Bemerkungen

Kalkanstriche härten unter Aufnahme von CO2 aus der Luft. Je länger dieser Trocknungs-
(Carbonatisierungs-) Vorgang dauert, desto haltbarer und wischfester wird der Anstrich.
Kalkanstriche deshalb möglichst bei hoher Luftfeuchtigkeit ausführen.


Ökologische Bewertung und Empfehlung

– Enthält keine organischen Lösungsmittel.

– Empfehlenswert.

– Eine Belastung der Raumluft durch Schadstoffe aus Kalkfarben ist nicht bekannt. BZ/kg 6


>Kreide–Leimfarbe

Wichtigste Bestandteile

Kreide als Pigment und Füllstoff, Methylzellulose als Leim. Evtl. Kalkspat, Kaolin, Talkum.
Als Pigment wird zum Teil Titandioxid beigegeben. Die Leime können auch in synthetischer
Form enthalten sein.


Eigenschaften

Wischfest, aber nicht scheuerbeständig. Schlecht überstreichbar, aber durch Abwaschen
einfach zu entfernen. Deckfähigkeit tritt erst nach Antrocknung ein und ist eher gering.


Anwendungsbereich


Mineralische Untergründe im Innenbereich, insbesondere für Decken, mit Einschränkung
auch auf Raufasertapete. Nicht geeignet für stark beanspruchte Wände.


Zu beachten

Nur begrenzt überstreichbar, Altanstriche müssen meistens entfernt (abgewaschen)
werden. Tapeten können sich dabei ablösen.


Bemerkungen

Kreide-Leimfarben mit Leim pflanzlicher Herkunft und Kreide als Pigment sind besonders
umweltfreundlich. Gut geeignet auch für Stukkaturarbeiten wegen der leichten
Entfernbarkeit.


Ökologische Bewertung und Empfehlung

– Enthält keine organischen Lösungsmittel.

– Empfehlenswert.

– Leimfarben sind eine ökologische Alternative zu Dispersionen für Räume mit normaler
   Beanspruchung. BZ/kg 16


>Silikatfarbe/Mineralfarbe/Organo-Silikatfarbe

Wichtigste Bestandteile

Wässrige Lösungen von Kaliwasserglas, eventuell zusammen mit Natronwasserglas als
Bindemittel, wasserglasbeständige Pigmente. Kreide, Marmormehl und Talkum als
Füllstoffe. Silikatfarben für den Innenbereich enthalten meist einige Prozent Kunstharz
(Organo-Silikatfarben).


Eigenschaften

Gut deckend, widerstandsfähig, witterungsbeständig, flammhemmend, gute Atmungs-
fähigkeit, keine elektrostatische Aufladung. Spritzwasserbeständig und leicht zu
überarbeiten. Anstrichentfernung: mechanisch.


Anwendungsbereich

Fassaden und im Innenraum. Tragfähige, trockene, mineralische Untergründe (ausser
Gips). Bereiche mit hohen Anforderungen bezüglich Hygiene oder Belastung: z.B.
Feuchträume, Küchen, Spritzwasserbereiche.


Zu beachten

Die Aufbereitung von Quarzsand zu Wasserglas ist energieintensiv. Wasserglas ist stark
alkalisch und ätzend. Bei der Verarbeitung ist daher das Tragen von Schutzhandschuhen
und einer Schutzbrille ratsam.


Bemerkungen

Silikatfarben ohne Kunstharzzusätze müssen von Fachleuten gemischt werden (v.a. für
Fassade geeignet). Organo-Silikatfarben (Zusatz von Kunstharzen) sind einfacher zu
verarbeiten, aber weniger alterungsbeständig und schmutzabweisend.


Ökologische Bewertung und Empfehlung

– Enthält keine organischen Lösungsmittel.

– Empfehlenswert, falls Kunstharzzusatz max. 5 %.

– Keine Belastungen der Raumluft durch Schadstoffe bekannt. BZ/kg 22-26


>Naturharzdispersion, innen

Wichtigste Bestandteile

Pflanzliche Harze, Balsamterpentin- und Orangenschalenöle***, Talkum, Glimmer und
Buchenholzzellstoff. Weisspigment: Titandioxid, Buntpigmente: Erd-und Mineralfarben.


Eigenschaften

Naturharzdispersionen sind strapazierfähig, leicht zu verarbeiten und zu überstreichen.
Anstrichentfernung durch Ablaugen oder Abbeizen.


Anwendungsbereich

Innenanstriche auf mineralischem Untergrund, Raufasertapeten und alten Dispersions-
anstrichen. Nicht in dauerfeuchten Räumen.


Zu beachten

Neuanstriche riechen in den ersten Tagen nach Orangenschalenöl.

Bemerkungen

Es werden überwiegend nachwachsende Rohstoffe für die Herstellung der Naturharz-
dispersionen verwendet. Bei der Verarbeitung entstehen keine bedenklichen
Nebenprodukte.


Ökologische Bewertung und Empfehlung

– Organische Lösungsmittel (pflanzlichen Ursprungs) max. 5%**.

– Keine problematischen Hilfsstoffe. Bindemittel aus nachwachsenden Rohstoffen.
   Deshalb ökologisch empfehlenswert. BZ/kg 24


>Kunstharzdispersion, innen

Wichtigste Bestandteile

Wasser. Bindemittel: Polyacrylate oder Polyvinylacetate, Styrolacetate, Styrol-Butadien
(«Latexfarben»). Weisspigment: Titandioxid. Schwerflüchtige Lösungsmittel wie
Butyldiglykolacetat, Butyldiglykol, Glykolether und Glykoletherester, Konservierungsmittel
(meist Isothiazolinon*).


Eigenschaften

Weisen ähnliche technische Eigenschaften wie Naturharzdispersionen auf. Anstrich-
entfernung durch Abbeizen.


Anwendungsbereich

Innenanstriche auf mineralischem Untergrund, auf Raufaser und auf alten Dispersions-
anstrichen. Nicht in dauerfeuchten Räumen.


Zu beachten

Enthalten Kunstharze (Bindemittel), die durch ihre Herstellung aus Erdöl die Umwelt belasten.

Bemerkungen

Kunstharzdispersionen sind in unterschiedlichen Qualitäten erhältlich. Produkte mit
höherem Bindemittelgehalt sind weniger atmungsaktiv und weisen höhere Belastungs-
zahlen auf, sie sind aber scheuerbeständiger und können häufiger überstrichen werden.


Ökologische Bewertung und Empfehlung

– Organische Lösungsmittel max. 3%**.

– Für Flächen, die selten renoviert werden: Dispersionsfarbe preisgünstig, waschbar.
   BZ/kg 17-21

– Für beanspruchte Flächen: Dispersionsfarbe Normalqualität, scheuerbeständig. BZ/kg 30

– Für stark beanspruchte Flächen: Dispersionsfarbe sehr hoher Bindemittelanteil,
   scheuerbeständig. BZ/kg 56


>Kunstharzdispersion, aussen

Wichtigste Bestandteile

Wie bei Kunstharzdispersion innen.

Eigenschaften

Kunstharzdispersionen sind strapazierfähig, leicht zu verarbeiten und zu überstreichen.
Anstrichentfernung durch Abbeizen oder Feucht-Sandstrahlen.


Anwendungsbereich

Aussenbereich. Geeignet für Putz, Beton, Faserzement, Altanstriche und z.T. Metalle.

Zu beachten

Wie bei Kunstharzdispersion innen.

Bemerkungen

Guter Carbonatisierungsschutz für Beton. Grosse Farbpalette steht zur Verfügung.

Ökologische Bewertung und Empfehlung

– Organische Lösungsmittel max. 3%**.

– Empfehlenswert im Aussenbereich, falls Silikatfarben nicht geeignet sind. BZ/kg 37-70


*     Topfkonservierer verhindern während der Lagerung einen Pilzbefall im Gebinde.
       Eingesetzt wird meist Isothiazolinon (seltener auch Formaldehyd-Depotstoffe oder        Chloracetamid). Isothiazolinon kann Allergien auslösen.

**   Die organischen Lösungsmittel (VOC) entweichen zu 99% innerhalb der ersten 24
       Stunden nach dem Farbauftrag. Deshalb während der Arbeit und in der ersten Zeit
       besonders gut lüften.

*** Die enthaltenen natürlichen Terpene sind sensibilisierende Stoffe, die allergene
       Reaktionen auslösen können.

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